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Das “Westcenter” wurde zu Coloria


Vorschlag zur Fassadengestaltung durch die Künstlerinnen und Künstler: Regenbogenfarbverlauf an der Außenfassade mit landschaftlich gestalteter Verblendung der Zwischenelemente.

Seit 1974 ragt das ehemalige Westcenter in den Bickendorfer Himmel als eher fragwürdiges Beispiel von kölscher Nachkriegsarchitektur. 2014/15 ging das Gebäude mit der Adresse Venloer Straße 601-603 in den Besitz der Münchner WERTGRUND Immobilien AG über, welche es ab 2016 für knapp 30 Millionen Euro aufwändig sanierte. Hierbei wurde die Chance verpasst, mit einer umfassenden Begrünung zur Verbesserung des Stadtklimas beizutragen sowie den das Stadtbild dominierenden Hochhauskomplex durch seine äußere Gestaltung besser in die Umgebung integrieren.

Das Westcenter vor seiner Renovierung

Luftaufnahme des Westcenters in Köln Bickendorf vor der Renovierung von der Wilhelm-Mauser-Straße aus gesehen. Copyright: Michael Pferrer.
Das Westcenter vor der Renovierung: Grau und groß ragt es in die Skyline von Bickendorf. Foto: Michael Pferrer.

Darf’s ein bisschen mehr (Farbe) sein?

Der Express rief damals zu einem Namenswettbewerb auf und titelte in seiner ganz eigenen Manier „Kölns Gruselhaus wird zur Villa Kunterbunt!“. Als Ergebnis des Wettbewerbs ließ der hochtrabende Name „Coloria“ hoffen und so waren wie Künstlerinnen und Künstler mit passenden Gestaltungsvorschlägen schnell zur Hand – immerhin bot sich die einmalige Chance, einem der markantesten Gebäude unseres Veedels, der neuen „Villa Kunterbunt“, ein neues Gesicht zu geben. Auffällig war der riesige graue Betonklotz ohnehin schon immer gewesen – jetzt sollte es fröhlich, bunt und einzigartig werden:

Das Coloria-Hochhaus ist Köln Bickendorf mit seiner heutigen Gestaltung in grauer Fassade mit dezent pastellierten Balkoninnenseiten.
Die sanften Pastellfarben der Balkoninnenseiten sind kaum zu erkennen, die Fassade ist grau geblieben.

Pastell statt “Color”

Knapp 2 Jahre später war es dann soweit – “Die graue Fassade ist bunt geworden” titelte der Stadtanzeiger im Juni 2018 und schränkte dann selbst direkt ein: „Allerdings: Die Farbigkeit fällt nur bei näherem Hinsehen auf. Dazu ist die Farbskala des schweizerisch-französischen Architekten Le Corbusier (1887 – 1965) dann doch zu dezent.“

Eine großartige Chance für ein weithin sichtbares Zeichen in einer bunten und lebendigen Stadt – sie ist zu kaum erkennbarer Pastelligkeit geraten. Und so wird auch der neue Name des Komplexes „Coloria“ eher mit einem Schmunzeln als mit Überzeugung vorgebracht. Bei den meisten Bickendorfern bleibt das – wenn auch nicht mehr schmuddelige – Gebäude bis heute das „Westcenter“.

Mehr Grün für’s (Stadt-)Klima

Eine bewachsene Fassade hätte einen spürbaren Unterschied bedeutet. Im Sommer kühlen die Pflanzen, im Winter helfen sie bei der Isolation des Gebäudes. Der Bewuchs filtert Schadstoffe aus der Luft, was an der viel befahrenen Venloer Straße einen weitreichenden Effekt bedeutet hätte. Nicht umsonst setzen immer mehr Städte und Hausbauer auf das Prinzip der Fassadenbegrünung. Stadtluft und Stadtklima verbessern sich deutlich und auch das Gebäude selbst wird besser vor Witterungseinflüssen und Schmutz geschützt.

Vor allem aber wäre der optische Gewinn immens gewesen. Schon immer ragte das große Hochhaus an der Venloer Straße wie ein Fremdkörper über Bickendorf hinaus. Durch eine üppige Begrünung wäre die massive Front abgemindert und besser in die Umgebung integriert worden. Mit dem neu gestalteten Rochusplatz und dessen neuem Baumbestand hätte sich der triste Betonplatz zu einem lebenswerten, ökologisch wertvollen Zentrum des Veedels entwickeln können.

Vorschlag zur Fassadengestaltung durch die Künstlerinnen und Künstler: Fassade gestaltet als Himmel mit Wolken zur Verschmelzung des Gebäudes mit seiner Umwelt sowie bewachsener Fassade der Zwischenelemente.
Das Westcenter / Coloria mit begrünter Fassade: Nur eine von vielen Ideen der Künstlerinnen und Künstler in Bickendorf.

Blick raus statt Blick drauf

Immerhin: Die Mieter leben heute auf 24 Stockwerken mit ebenerdigen Gewerbeflächen in frisch sanierten 1- bis 2-Zimmer-Wohnungen, die über große bodentiefe Fenster und eine kostengünstige Fernwärmeversorgung verfügen. Und von den obersten Wohnungen sieht man sogar den Dom.