Der Kradepohl – Ein Dorfteich in Bickendorf?
Das Hochwasser vom Juni 2021 hatte dramatische Folgen für die Anwohner in Köln-Bickendorf. Doch in Folge des Klimawandels werden Starkwetterereignisse wie dieses weiter zunehmen. Um Bickendorf zukunftssicher(er) zu machen, setzen wir Künstlerinnen und Künstler uns dafür ein, unser Veedel zu einem “Schwammstadt-Projekt” zu machen. Zentraler Bestandteil hiervon ist, beim Neubau der Schule “Lindweiler Hof” eine Retentionsmulde – also ein Auffangbecken für Regenwasser – mitzudenken. Sahen unsere Pläne zunächst die Wiederanlage des vor Jahrzehnten zugeschütteten Dorfteich “Kradepohl” als ehemaligen baulichen Tiefpunkt vor, setzen wir uns nun für ein “grünes Theatrium” auf dem zukünftigen Schulhof ein. Hierdurch gewinnen wir nicht nur einen wirksamen Beitrag zum Hochwasserschutz, sondern auch ein wertvolles Biotop und Lebensqualität.
Bickendorf braucht Schutz vor Hochwasser
Auf Grund seiner Lage in einem alten Rheinarm ist Köln-Bickendorf immer wieder von Hochwasser bedroht. In den letzten Jahren stand Bickendorf gleich 4 mal unter Wasser: 3x waren es um die 60cm, was bereits reicht, um Keller volllaufen zu lassen. Die Starkregenereignisse vom 14.07.2021 brachten einen Wasserstand von 1,25m und entsprechend verheerende Folgen mit sich. Die Verantwortlichen stützen sich auf veraltete Prognosen, die den Klimawandel noch nicht ausreichend berücksichtigen und Starkregen und Überflutungen dieses Ausmaßes für nur etwa alle 100 oder 200 Jahre vorhersagen. Dies ist bereits jetzt nicht mehr haltbar. 2021 wurden sehr viele Haushalte massiv durch Überschwemmung geschädigt. Auch in anderen Straßen des Viertels – Am Fliederbusch, Grüner Brunnenweg, Rotdornweg – waren zahlreiche Häuser geflutet, manche bis zur Kellerdecke. Eindrucksvoll zeigen dies die Bilder von Marian Bosse:
Das Hochwasser als Chance
Wir Künstlerinnen und Künstler sind überzeugt: Die Katastrophe von 2021 bietet uns eine Möglichkeit zum Umdenken. Die von der Flut schwer getroffene Schule „Lindweiler Hof“ muss abgerissen werden. Im Zuge der neuen Bebauung kann das Gelände geöffnet und wieder vertieft werden.
Zwar konnte unsere erste Idee, die Wieder-Anlage des ehemaligen Bickendorfer Dorfteichs “Kradepohl” als Retentionsbecken die Bickendorfer Bevölkerung, nicht aber die Verantwortlichen in den Ämtern erreichen.
Dennoch darf sich die Katastrophe von 2021 nicht mehr wiederholen – die Folgen für alle Betroffenen und Anwohner wären zu gravierend. Die seitens der Stadt geplanten Maßnahmen sind unseren Berechnungen zufolge hierfür jedoch nicht ausreichend.
Existenzen sind gefährdet
Wird die neue Schule wie aktuell geplant 4-zügig gebaut, wird das Gelände bis zum letzten Quadratmeter genutzt werden müssen. Ein Gespräch mit den Anwohnern über eine im Mindestfalle Verdreifachung der Schülerzahl im Vergleich zur Situation vor dem Hochwasser hat nicht stattgefunden. Auch der Idee, bei Platzmangel den für das Gelände neu geplanten Kindergarten in die seit 2 Jahren leestehende, rund 1000 qm große Kindertagesstätte Rochusstraße/Teichstr zu verlegen, wurde bislang kein Gehör geschenkt. Vor allem aber: Platz für einen wirksamen Hochwasserschutz ist nicht vorgesehen – und hiervon ist im Zweifelsfall nicht nur das für viele Millionen Euro neu bebaute Gelände selbst betroffen.
Schon jetzt ist der Wert der an den Hochwasserschwerpunkt angrenzenden Immobilien in Gefahr. Das erste Haus Ecke Subbelrather Straße / Teichstraße steht bereits leer, bei erneuten Schäden droht weiterer Leerstand und damit die Vernichtung ganzer Existenzen. Elementarversicherungen werden gekündigt oder gar nicht erst mehr vergeben – die Hausbesitzer müssen im Schadensfall in Vorkasse treten und einen erheblichen Teil selbst bezahlen.
Unterschiedliche Zahlen als Grundlage
Schnell soll es von Seiten der Stadt gehen, auch eine qualitätssichernde Kommission für den Schulbau wurde auf Anregung durch uns von den Verantwortlichen abgelehnt. Unsere Idee eines temporär wasserführenden Teiches als Flutschutz wurde auf Seiten der städtischen Planungsstellen zu keinem für uns erkennbaren Zeitpunkt ernsthaft in Erwägung gezogen. Die stattdessen offiziell favorisierte und gegenüber den BürgerInnen als nahezu alternativlos dargestellte unterirdische Flutkammer gilt seither als gesetzt.
Fakt ist aber: Die geplanten Dimensionen des unterirdischen Flutbeckens werden keinen wirksamen Schutz bieten. Unter Berücksichtigung der Wassermassen von 2021 wäre die Flutkammer mit einem derzeit projektierten Fassungsvermögen von 500 – 1000 Kubikmeter schlichtweg zu klein, zudem ist sie teuer und, da unterirdisch gelegen, nicht kontrollierbar. Für die Wassermassen der 2021er Flut wären hingegen mindestens 10 Mio Liter (10.000 m³) Flutraum notwendig. Davon abgesehen wird die Flutkammer im Ernstfall erneut abhängig vom reibungslosen Funktionieren der Pumpen sein, wohingegen ein Teich ohne risikoanfällige Technik auskäme.
Das Problem: Die Stadt geht weiterhin davon aus, dass die Berechnungsgrundlagen der Steb rechtskonform und ausreichend sind, insofern wäre eine Retentionsfläche überdimensioniert und schlichtweg nicht notwendig. Unser Standpunkt ist, dass die Berechnungsgrundlagen falsch sind und folgerichtig zu unzureichenden Maßnahmen führen. Dies wird in der städtischen Diskussion nicht berücksichtigt.
Die Daten sind fraglich
Zentral steht dabei die Interpretation von Daten im Raum. Wenn die 2021er Flut gelegentlich als 200jähriges Ereignis beschrieben wird, heißt dies nicht, dass der nächste Starkregen erst in 200 Jahren zu erwarten ist. Stattdessen kann die Katastrophe mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 : 200 jederzeit wieder eintreffen. Das Starkregenereignis davor lag erst vier Jahre zurück. Am 19. Juli 2017 überfluteten die Wassermassen den Bereich der Teichstraße und Subbelrather Straße. Die Medien berichteten über das Unwetter von historischem Ausmaß, es entstand ein Schaden im mehrstelligen Millionenbereich. Und nur rund 60 Jahre zuvor, am 1. August 1955, führte ein ähnliches Unwetter ebenfalls dazu, dass die gleiche Stelle völlig überschwemmt war.
In Verschränkung mit zukünftig erwartbaren klimatischen Veränderungen ist das 1 : 200 Modell allerdings ohnehin problematisch. Mathematiker rechnen eher mit einer Wahrscheinlichkeit von ca. 1:40. Denn erwärmt sich das Klima im globalen Mittel um 1 Grad, nimmt die Luft 7% mehr Feuchte auf. Westeuropa und damit auch Deutschland gehören zu den Weltregionen, in denen sich das Klima im Mittel bereits um mehr als 2 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter erwärmt hat. Bedeutet: In manchen Sommern werden bereits jetzt 14% mehr Feuchte in der Luft aufgenommen. Die Gefahr von sich plötzlich entladenden „Wolkenbrüchen“ wird in Deutschland noch steigen. Diese und viele weitere Informationen findet man auf den Seiten des IPCC Deutschland.
Wir haben daher berechtigte Bedenken, dass im Zuge zu rascher Planung Fehler begangen werden, die dem Umfeld des Lindweiler Hofes und ganzer anliegender Straßenzüge unkorrigierbar schaden werden. Das alles kann und muss verhindert werden!
Das “Grüne Theatrium” als Schutz und Lernort
Speziell vor diesem Hintergrund ist aus unserer Sicht eine wirksame Ergänzung zur geplanten Flutkammer dringend notwendig. Wenn schon kein Teich, so sollte zumindest der neu zu bauende Schulhof eine naturnahe modellierte Fläche erhalten, die im Starkregenfall Wassermassen aufnehmen kann. Unser Stadtplaner Ingo Grube sieht hier ein mehrgeschossiges Gebäude, um möglichst viel Grundfläche frei zu halten, mit einem grünen Schulraum, Open Air und zur Subbelrather Straße hin geöffnet für die Menschen in Bickendorf:
Das leicht terrassierte Freilutftheater dient als Ort für Zusammenkünfte und zum freien und kreativen Lernen. Besonders bei der Bepflanzung treffen sich die Ideen und Anforderungen der Pädagogik mit der des Hochwasserschutzes: Ökologisch anspruchsvoll, die Oberflächen wenig gepflasterte und möglichst durchlässig mit Raum für Biodiversität und innerstädtischer Artenvielfalt. So entsteht nicht nur Raum für die Menschen, sondern ein kleines Biotop mitten in Bickendorf.
Die seitens der Stadt geplante unterirdische Flutkammer wäre dabei als erstes Auffangbecken für eventuell durch den Straßenverkehr kontaminiertes Wasser denkbar. Alle weiteren Mengen, eben reines Regenwasser, könnten auf dem Schulhof gezielt versickern. Ähnlich der Wirkungsweise sogenannter Blockrigolen würde in diesem Fall wertvolles Regenwasser in den Boden geführt und nicht ins Kanalsystem abgeleitet, ein Segen für die ohnehin überlasteten Systeme.
Konzipiert für eine Zukunft mit mehr Starkregen, wäre das “GRÜNE THEATRIUM”Grüne Theatrium” die ideale Ergänzung zur Flutkammer: Ein realistischer Schutz gegen die erneute Flutung und Schädigung der angrenzenden Immobilien. Wir hoffen, dass sich Politik und Verwaltung mit uns dafür einsetzen:
Hochwasserschutz und Schulflächen können sich attraktiv ergänzen: Für ein grünes und hochwassersicher(er)es Bickendorf!
Der Kradepohl fehlt, das Hochwasser kommt
Bauliche Veränderungen wirkten sich negativ aus
Eine der möglichen Herleitungen für den Namen „Bickendorf“ ist der Ursprung „Bec“ oder „Becke“, was „Bach“ bedeutet. Tatsächlich floss in historischer Zeit ein kleiner Bach durch unser Veedel. Er endete in der Senke an der Teichstraße – auf dem Gelände des ehemaligen Lindweiler Hofs – im „Kradepohl“. Dieser Dorfweiher wurde um 1910, nach Fertigstellung der Kanalisation, zugeschüttet. Damit verschwand eine seit jeher bestehende Wasserfläche aus dem Ort.
Mit der neuen Bebauung 1964 wurde das Gelände künstlich angehoben und der tiefste Punkt vom ehemaligen Teich in Richtung der Straße verlagert. Die Folge: Das schwere Hochwasser im Juni 2021 war bereits das dritte der so genannten “50-jährigen Hochwasser” in kürzester Zeit – also derart starke Hochwasser, dass sie statistisch gesehen nur etwa alle 50 Jahre eintreten.
Das gesamte Areal rund um die Teichstraße steht hierbei unter Wasser. Die Abwasserkanäle sind voll und können rund um diese Senke das Wasser nicht mehr abtransportieren. Dies hat schwerwiegende Auswirkungen auf ganz Bickendorf sowie umliegende Veedel.
Bickendorf als “Schwammstadt”-Modellveedel
Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich derlei Extremwetterereignisse in Zukunft häufen werden. Starkregen gepaart mit Trockenheit und Hitzewellen werden das Stadtklima prägen. Die Stadt Köln möchte in Zusammenarbeit mit der STEB durchaus auf diese Szenarien reagieren. Ein Maßnahmenkatalog wurde erstellt, Köln soll „Schwammstadt“ werden.
Das Konzept sieht vor, dass möglichst viel Regen- und Oberflächenwasser aufgenommen statt nur über die Kanäle abgeleitet wird. Überflutungen und Starkregen werden so verringert oder sogar vermieden, das Klima in der Stadt verbessert sich und das gesamte Ökosystem wird resilienter, also widerstandsfähiger gegen die Folgen des Klimawandels, die uns in den nächsten Jahren und Jahrzehnten treffen werden.
„Im Fokus stehen dabei der Leitgedanke der „Schwammstadt“ und die verschiedenen Möglichkeiten von öffentlicher Hand und Privatpersonen, Köln zu einer klimafolgenangepassten und lebenswerten Stadt zu machen: Alle können mithelfen!“
Zitat Stadtentwässerungsbetriebe Köln, 30.10.2022
Ein Blick in die Zukunft?
Nach wie vor sind wir von unserer Vision überzeugt:
Bickendorf soll wieder einen Teich bekommen!
Dazu stellte die Initiative für Künstlerinnen und Künstler in Bickendorf am 3.11.2022 einen Bürgerantrag an die BV Köln Ehrenfeld mit der Bitte die Verwaltung aufzufordern, die Realisierung eines Dorfteichs auf dem Gelände des ehemaligen Lindweiler Hofes zu erarbeiten und möglichst zeitnah umzusetzen. Gleichzeitig haben wir verschiedene Entwürfe gestaltet – so oder auch ganz anders könnte sich das Gelände in Zukunft vielleicht doch noch verändern (Fotos & Bearbeitung: Tom Aust):
Die Vorteile des Kradepohl liegen auf der Hand
Der Teich dient als Retentionsfläche und nimmt bei starkem Regen große Wassermassen auf. Er holt einen naturnahen Zustand zurück, der in Bickendorf Jahrhunderte lang bestanden hat.
Er ist ein wertvolles Biotop. In Trockenzeiten hält er dringend benötigtes Wasser vor, durch Verdunstung verbessert wer das örtliche Mikroklima.
Seine Bäume spenden Schatten und laden zum Verweilen, Lesen, Spielen, Leben ein. Natur baut Stress ab, senkt den Lärm in der Stadt, filtert die Luft und verbessert so insgesamt die Lebensqualität.
Für Kinder und Jugendliche dient er als Lernort innerhalb und außerhalb von Schulzeiten.
Kurz: Der Teich fügt sich genau in die Maßnahmen ein, die von Seiten der Stadt ohnehin vorgeschlagen werden! Er wäre ein wunderbares Pilotprojekt in Richtung Köln als „Schwammstadt“.
Deshalb wünschen wir uns die Abtragung der künstlichen Aufschüttung, die Wiederherstellung des alten Tiefpunkts mit Anlage eines neuen Dorfteichs und den Durchstoß der künstlichen Böschung im Bereich Subbelrather Straße / Teichstraße.
Der Kradepohl als Retentionsbecken
Es geht uns beim Konzept “Kradepohl” nicht um einen unbedingt ständig wasserführenden Teich, sondern um eine temporär geflutete Retentionsmulde. Diese denken wir im Verbund mit einem architektonisch an den untergegangenen Lindweiler Hof angelehnten neuen Schulbau, mit rund um den Teich / die Mulde zu pflanzenden Pappeln, Weiden und Obstbäumen. Am Grund der Senke stünde dann zeitweise Wasser. Das Regenwasser der Schule könnte komplett in das Becken eingeleitet werden, eventuell weiteres Wasser von Nachbarbebauungen ebenso. Dieses Wasser würde dann im Starkregenfall das Kanalsystem gar nicht mehr belasten.
Der Dorfteich fungiert als aktiver „Korridor“ hin zum lokalen Grundwasserspiegel. Dieser ist in den letzten 100 Jahren von ca. einem Meter auf ca. 8 Meter gesunken, Tendenz sinkend. Viele Studien zeigen, dass wir auf Grund des Klimawandels und den damit verbundenen langen sommerlichen Dürren die Versickerungsmengen des Regenwassers hin zum Grundwasser wieder erhöhen müssen. Der „Kradepohl“ ist genau der richtige Schritt, auch im Hinblick auf die in Köln klar formulierten Ziele zur „Schwammstadt“.
Wir sind der Meinung, dass in unserem Stadtteil Hochwasserschutz und Ökologie Hand in Hand gehen können.
Ein rekonstruierter Dorfteich in Bickendorf am historischen Standort ist genau das, was neue Erkenntnisse zur Verbesserung des trockenen Stadtklimas fordern: Der Teich ist eine ideale Verdunstungsfläche, er kühlt die Luft, er ist ein Auffangbecken für Starkregen, er ist ein Reservoir für kostbares Regenwasser und ein stadtökologisch wertvolles Biotop.
Konzept für den neuen Schulbau
Durch die Zuschüttung des Dorfteichs „Kradepohl“ und die spätere Aufschüttung des Geländes (Bau der Schule Lindweiler Hof) wurde der Tiefpunkt des Viertels ungünstig verlegt. Die Subbelrather Straße bildet in diesem Bereich durch das seither angeböschte Niveau einen regelrechten Kanal, der bei Starkregen das Wasser in die Häuser der Umgebung leitet. Die im letzten Hochwasser völlig überfluteten Schulbauten sind marode. Das Gelände verfällt und verwahrlost. Mitten in Bickendorf entsteht ein Lost Place. Wir möchten das Gelände revitalisieren, zukünftige Schulbauten sehen wir im harmonischen Miteinander zum Teich.
“Entkontextualisierte Architektur”
Als „Lindweiler Hof“ kann der relativ große Baukomplex an der Ecke Subbelrather Straße / Rochusstraße eigentlich nicht mehr bezeichnet werden, denn bis auf das Herrenhaus wurde hier nach 1964 alles abgerissen. Was seither übrig geblieben ist, kann als entkontextualisierte Architektur bezeichnet werden.
Rings um das zweistöckige Herrenhaus wurde eine labyrinthartige Ansammlung flacher Bungalows verwirklicht. Die einzelnen Gebäude sind durch überdachte laubengangartige Korridore miteinander verbunden. Überall öffnen sich kleine Höfe, ein Gewirr gelber Klinkerbauten. Sichtlich hatte man sich damals Mühe gegeben, den Schülern eine Architektur mehrerer kleiner Kubaturen zu schaffen. Doch hätte man den alten Hof nicht besser erhalten und den Kindern in seinen alten Mauern ein abenteuerliches Aktionsfeld bereiten können?
Den vermeintlich ordentlichen 50er und 60er Jahren waren derlei Gedanken eher fremd. Mit dem Ergebnis müssen die BickendorferInnen seither leben. Ein großes Gelände, umgeben von einer hohen Mauer, teilweise bewehrt mit spitzen Zaunstangen. Besonders in der Feltenstraße, gegenüber St. Rochus wirkt die Schulmauer wie ein Hochsicherheitstrakt.
Das Gelände wird zum “Lost Place”
Fatalerweise wurden die Gebäude beim Starkregenereignis 2022 deralt überspült, dass eine Nutzung als Schule auf Jahre hin unmöglich erscheint. Man evakuierte die SchülerInnen. Seither steht alles leer. Doch wer einen Blick über die Umzäunung ins Gelände wagt, schaut in eine etwas geheimnisvolle Welt. Verwegen und unaufhaltsam hat Verfall eingesetzt. In den Höfchen und Gängen liegt noch das Laub des letzten Winters herum. Hier und da stapeln sich Holzklötze und Europaletten. Bliebe dies alles so, Bickendorf besäße in wenigen Jahren einen lost place erster Güte.
Ist es für Bickendorf wirklich sinnvoll, ein derart großes Areal durch Mauern weiterhin hermetisch vom Leben des Viertels abzuschotten? Schulgelände sind temporäre Sperrzonen, Orte an denen das Leben nach Schulschluss erstirbt. Andere Schulen des Viertels, etwa das “Monte”, liegen eingebettet in Parkanlagen. Für das Gelände des Lindweiler Hofes gilt dies jedoch nicht. Wir wünschen uns, dass sich der Neubau zum Veedel hin öffnet. Hier muss auch an Nachmittagen Leben einziehen!
So gesehen muss der Flutschaden des Gebäudes als Chance begriffen werden: Das Herz des Dorfes Bickendorf könnte hier entstehen. Wer aber wird dieses Areal entwickeln und zu welchen Konditionen? Welche Formen bürgerschaftlicher Teilhabe werden im künfitgen Planungsprozess zugelassen?
In die Höhe bauen
Hierzu sollte das neue Schulgebäude doppelgeschossig geplant werden, um die „verlorene“ Schulfläche zu kompensieren. Bei der Planung sollen die Anforderungen der Bickendorfer Erhaltungssatzung (PDF) sowie der Umgebungsschutz des Denkmals Rochusstraße 80 (inkl. Mauereinfriedung) berücksichtigt werden.
Der zuständige Mitarbeiter des Stadtkonservators, Herr Sauerborn, verfügt über zahlreiche alte Fotos der Hofanlage vor deren Abriss im Jahre 1963. Diese „Scheunengebäude“ können der Orientierung zur Neugestaltung dienen. Auch das Naturdenkmal „große Platane“ auf dem Gelände muss unbedingt erhalten werden.
Vorteile für den schulischen Alltag
Nach unseren aktuellen Informationen soll in das neu gebaute Gelände zunächst die Montessori-Schule aus der Rochusstr. 145 einziehen, bis deren sanierungsbedürftiges Schulgelände renoviert worden ist. Bis dahin werden viele Jahre vergehen. Was danach geschicht, ist unklar. Doch mittlerweile sind offener Unterricht und entdeckendes Lernen zentrale Prinzipien in jeder Schulform.
Das Biotop Kradepohl eignet sich zum Forschen und Erkunden. Themen wie Hochwasser(schutz), Veedelsgeschichte, Artenvielfalt, Wasserlebewesen und Veränderungen der Natur im Laufe des Jahres sind nur einige Anregungen, welche unmittelbar vor der Schultür erlebbar gemacht werden könnten.
Bickendorfs Neugestaltung – Starkregensicher(er)
Weitere Impulse dazu, wie Bickendorf starkregensicher(er) und ökologisch sinnvoll verändert werden könnte, bekamen wir bei unserer Ortsbegehung am 08. August 2022 mit Herrn Fabian Bongartz (M.Eng.) vom Ingenieurbüro HEBO, Siegburg. Schnell fanden wir – Neue Wege für das Wasser:
Weiterführendes
Das Positionspapier der Künstlerinnen und Künstler in Bickendorf zum Thema “Kradepohl – ein Dorfteich für Bickendorf” finden Sie HIER.
Alle Berichte zum Thema “Dorfteich für Bickendorf” aus unserem Blog finden Sie HIER.